erstellt am: 01.06.2017 | von: Bruno Hentschel | Kategorie(n): Fundstücke, Unterhaltung
Von: Stella Volkenand
Die deutsche Sprache hat einen schwierigen Ruf. In den Ohren der Welt klingt sie oft hart, unfreundlich und unmelodisch. Dabei hat die Sprache der Dichter und Denker eine Reihe ganz besonderer Wortschöpfungen hervorgebracht, für die es in anderen Sprachen keine Übersetzung gibt.
Der Grund dafür liegt in einer Besonderheit der Grammatik: Sie erlaubt die Bildung von sogenannten Substantivkomposita, also Kombinationen mehrerer Wörter zu einem neuen Wort. Aus der Maschine für den Kaffee wird so die Kaffeemaschine. Extreme Beispiele sind der Landschaftsarchitektenassistent oder das berühmte Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz. Kein Wunder, dass Deutschlernen als harte Nuss gilt! Gleichzeitig haben wir aufgrund dieser Besonderheit aber auch unendlich viele Möglichkeiten, um unser Befinden oder bestimmte Phänomene so präzise wie möglich auszudrücken.
Hier kommen die schönsten Wörter, die es nur im Deutschen gibt:
Wer hat nochmal „Anna Karenina“ geschrieben? Und wie ist eigentlich der Name der Hauptstadt von Kenia?* Wissenslücken sind uns unangenehm, denn sie geben uns das Gefühl, ungebildet zu sein. Dabei gibt es keinen allgemeinen Maßstab dafür, was als Wissenslücke gilt. Wer entscheidet schließlich, was wissenswert ist und was nicht?
Auch in anderen Ländern verspürt man den deutschen Weltschmerz – und nennt ihn auch genau so, weil kein Wort dieses Gefühl so gut ausdrückt. Wenn wir Weltschmerz verspüren, bemitleiden wir nicht uns selbst oder ein bestimmtes fremdes Schicksal. Wir bedauern vielmehr den Fakt, in einer Welt zu leben, in der Grausamkeit und Ungerechtigkeit häufig an der Tagesordnung sind. Wir tragen quasi das Leid der Welt auf unseren Schultern – das kann ganz schön schmerzhaft sein.
Wir realisieren, dass wir keine Erklärung – oder Ausrede – für unser Verhalten haben. Gleichzeitig geraten aber auch Eltern häufig in Erklärungsnot, wenn ihre Kinder die großen Fragen des Lebens stellen, auf die es bisher einfach keine Antwort gibt.
Dieses Gefühl kennen vor allem diejenigen, die mit vielen Geschwistern aufgewachsen sind. Das letzte Kuchenstück oder das beste Stück Fleisch waren damals heiß umkämpfte Ware. Wer zu langsam war, hatte Pech. Manchmal kommt dieses Gefühl auch im Erwachsenenalter wieder zurück. Zum Beispiel, wenn wir im Restaurant eifersüchtig auf den Teller unseres Gegenübers schielen, weil es eindeutig die bessere Wahl getroffen hat.
Ist Euch schon einmal aufgefallen, dass es im Deutschen außergewöhnlich viele Wörter gibt, um saisonal bedingte Erschöpfung zu beschreiben? Von der Frühjahrsmüdigkeit rutschen wir ins Sommerloch, auf die Herbstflaute folgt direkt der Winterschlaf. Der Grund für die Ermattung im Frühling sind übrigens unsere Hormone: Sie haben Probleme, sich an die veränderten Licht- und Temperaturverhältnisse anzupassen.
Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum? Klischee olé! Bei diesem Spruch sträuben sich unsere Nackenhaare, so oft haben wir ihn schon gehört. Das Wort Luftschloss enthält die gleiche Mahnung, ist aber viel poetischer: Schlösser gehören auf die Erde, also den Boden der Tatsachen. Hier sollten sie gebaut werden, und nicht in den Himmel geträumt. Gleichzeitig drückt das Wort aber auch Respekt vorm Träumen aus: Ein Luftschloss ist schließlich ein ganz schön imposantes Bild, findet Ihr nicht?
*Auflösung: Leo Tolstoi, Nairobi
Bildnachweis: iStock.com/aqabiz | iStock.com/Alex_Doubovitsky | iStock.com/Armation74
Fundstücke
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