Nachhaltig im Advent

Beitrag von Annette Stassen

Geschenkejagd und Einkaufsstress, putzen, backen, dekorieren – die Wochen vor Weihnachten sind arbeitsreich und oft alles andere als besinnlich. Der Gedanke an Nachhaltigkeit rutscht auf der Prioritätenliste leicht nach unten; aber auch im Advent könnt ihr der Umwelt und euch selbst etwas Gutes tun.

Mal innehalten

Ein bisschen widersprüchlich und wohl nicht ganz im Sinne des Erfinders ist es schon: Hektik und Dauerstress gehören für viele zur Weihnachtszeit wie die Kerzen zum Adventskranz. Wer jedem neuen Dekotrend folgt, immer ausgefallenere Geschenke sucht und aufwendige Menüs plant, braucht viel Energie, Zeit und Geld. Der Hochleistungsadvent verbraucht auch die persönlichen Ressourcen; ausgerechnet in der „stillen Zeit“ kommen Ruhe und Entspannung oft zu kurz. Dabei ist es gar nicht so schwer, den Schalter umzulegen. Die Besinnungsfrage „Wie wichtig ist das?“ begleitet nicht nur Perfektionisten gerade jetzt gut durch den Alltag.

Natürlich gemütlich

Ist der Stress vor Weihnachten schon Ritual geworden, überlegt mal, was ihr anders machen könnt. Sicher hat sich in den vergangenen Jahren einiges an weihnachtlicher Dekoration angesammelt – muss es immer wieder etwas neu Gekauftes sein? Mit Naturmaterialien wie Zapfen und Moos, Zweigen mit Beeren und knorrigen Ästen wird es zu Hause schnell gemütlich, und der Spaziergang, von dem ihr sie mitbringt, tut euch auch gut. Wiederverwendbare Gestelle für den Adventskranz könnt ihr damit ebenso schmücken wie mit Zimtstangen, Sternanis, Äpfeln, Nüssen und getrockneten Orangenscheiben oder an einem gemütlichen Herbstabend selbstgebastelten Anhängern aus Papier, Holz, Stroh, Plätzchen- oder Salzteig.

Grün kaufen

Tannenzweige und Christbäume bringen neben weihnachtlicher Stimmung oft eine Menge Rückstände an giftigen Pestiziden und Düngemitteln und eine verheerende Ökobilanz mit – das muss nicht sein. Wenn ihr euch für eine einheimische Fichte oder Kiefer aus der Nähe oder einen Baum aus ökologischem Anbau entscheidet, kommt das sowohl der Natur als auch der Atmosphäre zu Hause zugute. Eine umfangreiche Liste mit Anbietern zertifiziert umweltfreundlich angebauter Weihnachtsbäume gibt es zum Beispiel bei der Umweltorganisation Robin Wood unter: www.robinwood.de/weihnachtsbaume.

Schlauer funkeln

Für sanften Schimmer drinnen und weihnachtliches Funkeln im Garten sorgen Lichterketten. Mit den kurzlebigen Energiefressern früherer Generationen haben die modernen Varianten nichts mehr gemeinsam: Warmweiße LEDs sparen mindestens ein Viertel, farbige sogar noch mehr Strom gegenüber den alten Hitzköpfen. Dass die höherwertigen Leuchten bis zu 20 Jahre halten, freut die Umwelt zusätzlich – und der Anschaffungspreis ist bald amortisiert. So stimmungsvoll der Schein echter Kerzen auch ist: Aus Paraffin oder Palmöl-Stearin hergestellt, schaden sie dem Klima. Eine gute Alternative und schon ganz günstig zu haben sind Biokerzen aus ökologisch unbedenklich nachwachsenden Fetten oder die edlen, aber etwas teureren Bienenwachskerzen mit ihrem feinen Duft.

Schöner schenken

Schenken macht Freude, am besten dem Beschenkten ebenso wie dem Schenkenden. Arbeitet ihr nur noch akribisch zusammengestellte Bestellzettel ab oder sucht Verlegenheitsgaben für Menschen, die eigentlich alles haben, aber auch irgendetwas bekommen sollen? Dann wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, etwas zu ändern. Je mehr Teilnehmer die Bescherung hat, umso größer sind oft die Umtausch- und Abfallberge; wenn ihr die anderen vom Wichteln überzeugt, kann jeder Kreativität und Mühe auf ein einziges originelles und passendes Geschenk konzentrieren. Ein gutes Mittel gegen Kaufrausch sind Spielregeln: zum Beispiel eine Preisgrenze oder thematische Vereinbarungen, nur Bücher, Spiele, etwas Selbstgemachtes oder ... zu schenken, Eintrittskarten oder Gutscheine für gemeinsame Aktivitäten ... Schöne Verpackungen brauchen weder Glitzer noch Folien – aus Stoffresten und -bändern, Packpapier oder einfachen Recycling-Pappschachteln zaubert ihr mit Hilfe von Wolle, Bast oder Filz und ein bisschen Phantasie hübsche Hüllen für euer Präsent. Zweige und Zapfen, Holz- oder Keksanhänger kommen auch dabei gut zur Geltung und schmücken anschließend Tisch oder Baum.

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Besser essen

Knödel, Rotkohl, Gans und Ente, Vorspeise, Suppe, Fisch, Dessert, süße Teller, Kuchen, Torte, Knabbereien ... festlich soll es schon sein zum Fest. Aber gehört zu Weihnachten immer zu viel Essen? Mehr Zeit fürs gut gestimmte Beisammensein bleibt mit einem abgespeckten Menü. Egal wie groß eure Feiertagsgesellschaft ist, leichter wird’s mit Teamwork; wenn jeder hilft oder etwas mitbringt, pfeift am Ende niemand aus dem letzten Loch. Habt ihr ein Herz für Tiere, kauft Biofleisch; stammt die Weihnachtsgans aus Freiland- oder „bäuerlicher Freilandhaltung“, könnt ihr wenigstens sicher sein, dass sie tiergerecht gehalten wurde. Apropos bio: Regional, saisonal und ökologisch sind natürlich für alle Bestandteile eurer Weihnachtsschlemmerei die beste Wahl. Ja, nachhaltig und fair hergestellte Produkte sind immer noch teurer, und es geht nicht alles zugleich. Andererseits kommen wir auch auf langen Wegen in kleinen Schritten voran – und wann, wenn nicht jetzt, ist eine gute Zeit, mal wieder zu fragen: „Was ist eigentlich wichtig?“