erstellt am: 28.08.2019 | von: Bruno Hentschel | Kategorie(n): Freizeit, Hervorgehoben, Tiere
Beitrag von Annette Stassen
Spaßmacher und Seelentröster, Schmusebacken und Gefährten – Hunde und Katzen tun uns gut. Ihre Lebensfreude zu teilen und gemeinsame Unternehmungen machen Freude und halten uns gesund. Dafür, dass sie gesund bleiben, sind allein wir verantwortlich; dazu gehört auch, im Notfall erste Hilfe leisten zu können.
Mindestens einmal – vor der Führerscheinprüfung – muss ihn jeder absolvieren; wenn ihr euch aber im Ernstfall auf die im Erste-Hilfe-Kurs vor Jahren erworbenen Kenntnisse verlassen wollt, schadet es nicht, sie mal aufzufrischen. Das kostet meist nicht viel und kann euch helfen, das Leben verletzter oder akut schwer kranker Menschen zu retten. Wenig bekannt ist, dass es auch Kurse zur ersten Hilfe am Tier gibt; ruft doch mal bei den Johannitern, dem DRK oder dem Arbeiter-Samariterbund an oder informiert euch im Internet über das Angebot.
Im Notfall zählt jede Sekunde – sorgt also vor. Speichert die wichtigsten Telefonnummern (vom Tierarzt, der nächsten Tierklinik oder, falls es in eurer Region eine gibt, der Tierrettung) – sobald das neue Familienmitglied einzieht, nicht erst, wenn es in eine Scherbe getreten ist, Gift gefressen hat oder von einer Wespe gestochen wurde. Am besten sind die Nummern auch auf einem Zettel in der Hausapotheke und im Auto schnell zu finden. Apropos Auto: Habt ihr keines, gehört auf die Liste auch ein Taxiruf.
Die Hausapotheke für euer Haustier solltet ihr ebenso vollständig und aktuell halten wie die für euch selbst. Auf jeden Fall gehören hinein: ein mildes Wunddesinfektionsmittel, desinfizierende Wundsalbe, sterile Kochsalzlösung zum Spülen von Wunden und bei Fremdkörpern im Auge, eine kühlende Salbe gegen Insektenstiche und, falls euer Tier allergisch ist, Einwegspritzen, Kalzium-Ampullen sowie das, was euch der Tierarzt für den Notfall verordnet hat. Zur schnellen Wundversorgung solltet ihr außerdem sterile Kompressen, Mull-, elastische und Haftstützbinden verschiedener Breiten, Verbandwatte, Pflasterrollen und eine Verbandsschere griffbereit haben. Ein Thermometer samt Einweghüllen und Vaseline zum Einfetten, Einmalhandschuhe, Zeckenzange und eine Pinzette gehören ebenfalls zur Grundausstattung. Für Katzen und kleinere Hunde habt ihr eine Transportbox; größere Hunde zieht ihr im Ernstfall behutsam auf eine Decke oder, falls ihr eine Wirbelsäulenverletzung vermutet, seitlich auf ein Brett – perfekt ist, wenn ihr auch diese Utensilien dann nicht erst suchen müsst.
Nach einem Autounfall, bei tiefen Wunden, Augenverletzungen, offenen Brüchen oder einer Magendrehung muss jedes Tier sofort zum Arzt. Panik ist ein schlechter Ratgeber – versucht, ruhig zu bleiben. Unter Schock oder starken Schmerzen kann der liebste Hund unberechenbar werden wie wir Menschen. Wenn er unkontrollierte Bewegungen macht, aber nicht bewusstlos ist oder sich übergibt (!), legt ihm vorsichtshalber ein Schnauzenband an: Bindet eine Mullbinde oder auch einen Schal so um den Fang, dass er nicht mehr beißen kann. Eine kratzende Katze könnt ihr vorsichtig in ein großes Handtuch wickeln. Verständigt den Tierarzt oder kündigt euch in der Klinik an. Je genauer ihr die Notlage beschreiben könnt, umso gezielter kann man euch wertvolle Hinweise für die Erstversorgung an Ort und Stelle und den Transport geben und sich auf die schnelle Hilfe für euer Tier vorbereiten.
Zeigen Hund oder Katze Reflexe, atmen aber nicht mehr, handelt rasch, aber besonnen. Legt das Tier auf die rechte Seite; der Kopf sollte etwas überstreckt sein. Befreit Maul und Rachen von Fremdkörpern oder Erbrochenem. Atmet das Tier dennoch nicht, haltet Daumen und Zeigefinger so um die Nasenöffnung, dass der Fang geschlossen ist und die Nase freiliegt. Legt ein dünnes Tuch zwischen euren Mund und die Nase des Tieres und pustet sechs bis acht Mal in die Nasenlöcher; sein Brustkorb sollte sich dabei heben, aber nicht zu hoch wölben. Atmet das Tier nach einer halben bis einer Minute Wartezeit noch nicht wieder, macht weiter, diesmal mit etwa 20 Atemstößen pro Minute. Laut dem Bundesverband praktizierender Tierärzte sollte die selbstständige Atmung so nach zehn Minuten wieder einsetzen.
Wenn Hund oder Katze weder atmen noch das Herz schlägt, beginnt mit einer Herzmassage. Bringt das Tier in die rechte Seitenlage, befreit das Maul gegebenenfalls von Erbrochenem oder Fremdkörpern. Bei großen Hunden beide Hände, bei kleinen und Katzen eine Hand flach auf den Brustkorb legen und mit Daumen oder zwei Fingern der anderen Hand auf die flach aufliegende Hand drücken. Nach zehn Kompressionen zweimal beatmen und warten, ob Herzschlag und Atmung wieder einsetzen; wenn nicht, Herzdruckmassage und Beatmung in einem Verhältnis von 15 zu zwei fortsetzen, also: jeweils 15 Kompressionen, dann zweimal beatmen.
Kleinere und harmlos wirkende Blutungen stoppt ihr mit einem Druckverband: eine Mullbinde zusammenrollen, auf die Wunde drücken und umwickeln. Spätestens nach 15 Mi-nuten prüfen, ob die Blutung aufgehört hat. Pulsierender, hellroter Blutfluss zeigt eine verletzte Arterie an – das ist ein akuter Notfall! Falls ein Lauf betroffen ist, bindet ihn im oberen Bereich ab, zum Beispiel mit einem Gürtel; ansonsten legt einen Druckverband an – und dann rasch zum Tierarzt oder in die Klinik. Lagert verletzte Gliedmaßen weich, aber stabil und geschützt und sorgt – wenn es geht, zu zweit – dafür, dass das verletzte Tier beim Transport sicher und bequem liegen kann.
Starker Speichelfluss, Erbrechen, Durchfall und Kreislaufbeschwerden können auf eine Vergiftung deuten. Erbrechen solltet ihr nicht ohne Anweisung des Tierarztes herbeiführen; wenn ihr vermutet, euer Tier könnte Gift aufgenommen haben, fahrt hin. Dasselbe gilt bei Speichelfluss, Schwellungen und Atemnot nach einem Insektenstich; sie können Zeichen eines allergischen Schocks sein, den der Tierarzt rasch behandeln muss. Ein lebensgefährlicher Hitzschlag kann sich durch schnelles Hecheln, Herzrasen, Unruhe, Krämpfe oder extreme Mattigkeit andeuten; wenn ihr das beobachtet, bringt Katze oder Kund sofort in den Schatten und kühlt das Tier sehr vorsichtig ab. Vermeidet jeden Temperaturschock; tupft es, beginnend an den Pfoten, so lange mit nassen Tüchern ab, bis es sich sichtlich erholt.
TIPP Umfangreiche Informationen zu allen Fragen rund ums Haustier findet ihr zum Bei-spiel beim Bundesverband praktizierender Tierärzte unter www.tieraerzteverband.de; Rat und viele Tipps auf einen Klick hält die Haustier-App des Deutschen Tierschutzbundes bereit: „Mein Haustier“, kostenloser Download im App-Store und bei Google Play.
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Jin Shin Jyutsu
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