Die Regeln der Eisheiligen

erstellt am: 11.05.2018 | von: Leoni | Kategorie(n): Fundstücke, Unterhaltung

Die Regeln der Eisheiligen

Von: Fabienne Glatow

Sturm, Gewitter und Regenschauer - auf all das können wir uns die nächsten Tage nochmal gefasst machen. Denn die „Gestrenge Herren“ oder auch „Eismänner“ ziehen ab heute bis zum 15. Mai über uns hinweg. 

Entwicklung & Beobachtung

Früher gab es bei weitem noch keine Wettervorhersage, die uns auf Grund von modernden Technologien eine fast genaue Prophezeiung der nächsten zwei Wochen liefern konnte. Die Menschen mussten das Wetter beobachten und die Entwicklung vermuten. Jedes Jahr, immer in der Mitte des Monats Mai, trat eine gewisse Singularität auf. Das heißt, dass es zu auffälligen Witterungsbedingungen kam, die zu einer bestimmten Zeit im Jahr mit einer hohen Wahrscheinlichkeit immer wieder auftreten werden. Denn theoretisch würde man im 5. Monat des Jahres in Mitteleuropa ja schon fast sommerliche Temperaturen erwarten. Aber durch eine wiederkehrende, kalte Polarluft, kann es da leider immer nochmal frostig werden.

Wer waren die Eisheiligen?

Bei den Eisheiligen handelt es sich um Bischöfe und Märtyrer, die alle im 4. oder 5. Jahrhundert gelebt haben. Ihnen zu Ehre gab man jedem Tag einen Gedenktag im Mai. Sie wurden zu sogenannten Wetterheiligen:

  • Mamertus, Bischof von Vienne – 11. Mai (offizieller Beginn Norddeutschland)
  • Pankratius, frühchristlicher Märtyrer, hingerichtet in Rom – 12. Mai (offizieller Beginn Süddeutschland)
  • Servatius, Bischof von Tongeren; Belgien – 13. Mai
  • Bonifatius, frühchristlicher, sizilianischer Märtyrer – 14. Mai
  • Sophia, frühchristliche Märtyrin und Mutter dreier, geweihter Jungfrauen, auch "kalte Sophie" genannt – 15. Mai

Die Eisheiligen heute

Eigentlich sollten die Eisheiligen eine knappe Woche später sein. In vielen Regionen kann man nämlich noch nach dem 15. Mai einen Temperatursturz erleben. Das ist einer Kalenderreform von 1582 zuzuschreiben - Papst Gregor VIII. wechselte damals vom julianischen Kalender zum heute gültigen gregorianischen Kalender, weshalb sich die Tage nach vorne schoben. Der eigentliche letzte Tag der "kalten Sophie" war vor der Änderung noch am 22. Mai angesetzt. Heute haben sich die Eisheiligen aber in diesem Zeitraum angesiedelt und auch andere Nationen wie Italien, Ungarn, Schweden und selbst die US-Ostküste kennen die eiskalten Maitage nur allzu gut. 

Was solltet ihr beachten?

Interessant ist dieser Zeitraum hauptsächlich für die Gärtner, Landwirte und Winzer. Denn erst nach dem 15. Mai sollte es zu keinem Bodenfrost mehr kommen. Dann können beispielsweise die Hobby-Gärtner mit der ersten Saat beginnen. Auch empfindliche Gewächse sollten für die kommenden Tage lieber nochmal ins Warme geholt werden. Eventuell habt ihr ja auch noch etwas Frostschutzmittel übrig. Die unten aufgeführten "Bauernregeln" nutzen viele als Eselsbrücken, um den Wetterphänomenen einen Sinn zu verlein. 

Tipp: Für die Frostbeulen unter euch gilt an diesen Tagen nur - dick einpacken und bei einem tatsächlichen Temperatursturz am besten schön zu Hause bleiben.

Typische Bauernregeln:

  • „Wenn's an Pankratius friert, so wird im Garten viel ruiniert.“
  • „Vor Bonifaz kein Sommer, nach der Sophie kein Frost.“
  • Servaz muss vorüber sein, willst vor Nachtfrost sicher sein.“
  • „Gehen die Eisheiligen ohne Frost vorbei, schreien die Bauern und Winzer Juchei."

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